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Im Jahre 1973 - also vor nunmehr dreißig Janren - schlossen sich vier
junge Musiker an der Musikakademie George Enescu in der rumänischen Stadt
lasi zum Quartett zusammen und gaben sich den Namen QUARTET VOCES. Obwohl
schon bald erfolgreich und mit internationalen Preisen in Frankreich,
Deutschland und in Rumänien ausgezeichnet, vertierte das Ensemble sein
Zusammenspiel von 1981 bis 1983 als Studiengruppe in der Meisterklasse des
Amadeus Quartetts an der Musikhochschule Köln. Seither konzertiert das
Quartett regelmäßig als Gast wichtiger europäischer Festspiele. Zahlreiche
Plattenaufnahmen zeugen von der Breite seines Repertoires. Als
Staatsensemble des Rumänischen Rundfunks fühlt sich das Quartet Voces auch
der Pflege rumänischer Komponisten verpflichtet; so legte es eine
Gesamtaufnahme des kammermusikalischen Schaffens von George Enescu vor.
In
Würzburg ist das Quartett inzwischen beinahe eine Institution. 1998
erregte die zyklische Aufführung der Streichquartette Ludwig van
Beethovens Aufsehen, 1999/2000 folgten Konzertreihen mit Kammermusik „nach" und „vor Beethoven". Im
Jahre
2001 lag der thematische Schwerpunkt auf Quartetten des 20. Jahrhunderts
aus dem osteuropäischen Raum, 2002 auf Werken des späten 19- Jahrhunderts
und der anbrechenden Moderne aus den Zentren Paris, Rom und Wien.
Die Konzerte werden begleitet von kurzen Einführungsvorträgen. In ihnen
gibt Professor Dr. Ulrich Konrad (Lehrstuhl für Musikwissenschaft an der
Universität Würzburg) Hinweise zum historischen Hintergrund und zu
kompositorischen Eigenarten der aufgeführten Werke.
Dvorak war Ende der 1870er Jahre auf Fürsprache von Johannes Brahms in den
Genuß eines Stipendiums des Wiener Kultusministeriums gelangt. Die sich
daraus eröffnenden Studienmöglichkeiten nutzte Dvorak auch zu einer
gründlichen Auseinandersetzung mit der deutsch-österreichischen
Musiktradition: der Niederschlag seiner Beschäftigung läßt sich etwa an
der Behandlung der Sonatenform an Werken dieser Zeit beobachten.
Zehn Jahre später, der Komponist hatte sich inzwischen einen
internationalen Namen gemacht, besann sich Dvorak wieder stärker auf
spezifisch slawische Musikidiome: die häufiger werdende Einbindung
tschechischer Volksmusik-Formen in seine Partituren belegt diesen Wandel
am offensichtlichsten. Das am 6. Januar 1888 in Prag uraufgeführt
Klavierquintett A-Dur op. 81 stellt sich vor diesem Hintergrund als eine
bsonders aufällige Wegmarke dar: In geradezu programmatischer Weise
gestaltet der Komponist die Leiden Mittelsätze des Werkes als stilisierte
Volksmusik-Stücke.. Bei der „Dumka" des zweiten Satzes handelt es sich
ursprünglich um eine in der Ukraine Beheimatete Volksbailade; Dvorak
versteht darunter ein Tongebilde mit zwei in Stimmung, Tempo und
Bewegungsart abwechselnden, deutlich kontrastierenden Abschnitten. Das
Scherzo untertitelt der Komponist mit „Furiant", womit ein böhmischer
Schnelltanz gemeint ist. Derartige Anleihen gibt es in den rahmenden
Sonatensätzen nicht, doch stechen auch hier charakteristische melodische,
rhythmische und harmonische Wendungen ins Ohr, die unverkennbar den auf
seine künstlerische „Muttersprache" bedachten Komponisten zeigen.
Der in Rußland gebürtige Pianist ALEXANDER WARENBERG entstammt einer
Familie, die bereits seit fünf Generationen Berufsmusiker hervorgebracht
hat. Seit seinem vierten Lebensjahr spielt er Klavier; als
einundzwanzigjähriger schloß er sein Studium am Konservatorium zu
Leningrad ab. Nach einer erfolgreichen, mit hohen Preisen ausgezeichneten
Karriere in seinem Heimatland emigrierte Warenberg in den Westen. Seit
1977 verfolgt er eine internationale Künstlerlaufbahn, die ihn durch ganz
Europa und die USA führt. Er arbeitet sowohl mit großen Orchestern als
auch mit bedeutenden Persönlichkeiten aus dem Feld der Kammermusik
zusammen. An der Hochschule in Utrecht bekleidet er eine Professur;
außerdem bietet er weltweit Meisterklassen an. Warenberg ist häufiger Gast
in Würzburg, so auch als Solist bei den Kammermusikzyklen mit dem Quartet
Voces von 1999 und 2001.
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