Dvořák
Programm

Antonin Dvorak war Ende der 1870er Jahre auf Fürsprache von Johannes Brahms in den Genuss eines Stipendiums des Wiener Kultusministeriums gelangt. Die sich daraus eröffnenden Studienmöglichkeiten nutzte Dvorak auch zu einer gründlichen Auseinandersetzung mit der deutsch-österreichischen Musiktradition; der Niederschlag seiner Beschäftigung lässt sich etwa an der Behandlung der Sonatenform in Werken dieser Zeit beobachten. Zehn Jahre später, der Komponist katte sick international einen Namen gemacht, besann sich Dvorak wieder stärker auf spezifisch slawische Musikidiome. Die häufiger werdende Einbindung tschechischer Volksmusik-Formen in seine Partituren belegt diesen Wandel am offensichtlichsten.
Das am 6. Januar 1888 in Prag uraufgeführte Klavierquintett A-Dur op. 81 stellt sich vor diesem Hintergrund als eine auffällige Wegmarke dar: In geradezu programmatischer Weise gestaltet der Komponist die beiden Mittelsätze des Werks als stilisierte Volksmusik-Stücke. Bei der "Dumka" des zweiten Satzes handelt es sich ursprünglich um eine in der Ukraine beheimatete Volksballade. Dvorak versteht darunter ein Tongebilde mit zwei in Stimmung, Tempo und Bewegungsart abwechselnden, deutlich kontrastierenden Abschnitten. Das Scherzo untertitelt der Komponist mit "Furiant", womit ein böhmischer Schnelltanz gemeint ist. Derartige Anleihen gibt es in den rahmenden Sonatensätzen nicht, doch stecken auch hier charakteristische melodische, rhythmische und harmonische Wendungen ins Ohr, die unverkennbar den auf seine künstlerische "Muttersprache" bedachten Komponisten zeigen.

Ulrich Konrad